Ich trieb im warmen Wasser.
Es fühle sich herrlich an. In meinem abgedunkelten, warmen Umfeld fühlte ich
mich wohl und geborgen. Gedämpft drangen Stimmen und Geräusche zu mir.
Ich spürte wer und was ich
bin - Liebe. Und - ich spürte die Anbindung an das große Ganze.
Genüsslich räkelte ich mich
und freute mich auf das, was vor mir lag.
In ein paar Monaten würde
ich geboren werden. Liebevolle Eltern und eine große Schwester erwarteten mich
und sie würden mir den Namen geben, den ich mir ausgesucht hatte. Christian.
Ich wusste was auf mich
zukam, denn - ich hatte es mir genau so ausgesucht.
Zugegeben, es würde eine
sehr intensive Zeit werden, doch es würde alles das geschehen was vorgesehen
war.
Als der Tag kam den ich mir
für meine Geburt ausgesucht hatte, machte ich mich auf den Weg. Nun durfte ich
wieder die Liebe und das Licht in die Welt bringen, wie schon viele Male zuvor.
Ich bewegte mich in meinem
Tempo durch den Geburtskanal.
Als ich an einem
verschneiten Februarmorgen das Licht der Welt erblickte begann das Abenteuer
Leben - für mich, meine Eltern und meine Schwester.
Liebevoll wurde ich
empfangen. Mein Vater hielt meine Hand als der Arzt mich untersuchte. Ich
spürte tiefe Liebe und Verbundenheit für den Menschen, der mir dieses Leben
geschenkt hatte und ließ ihn auch meine Liebe spüren.
Da ich, aus medizinischer
Sicht, ein paar Auffälligkeiten hatte, kam ich für weitere Untersuchungen in
eine Kinderklinik.
Dort wurde das erkannt, was
ich mir u.a. als Aufgabe mitgebracht hatte.
Ich hatte einen Herzfehler.
Für meine Eltern und meine
Schwester begann eine Zeit ihrer größten Herausforderungen und Lernerfahrungen.
Die Ärzte bemühten sich um
mich. Mit einem Hubschrauber wurde ich in ein Herzzentrum geflogen, wo
umfangreiche Untersuchungen vorgenommen wurden.
Dann - erhielten meine
Eltern die Nachricht, die ihr Leben vollkommen verändern würde:
Ich würde nicht lange bei
ihnen bleiben können.
Als mein Vater von meinem Zustand erfuhr brach er weinend zusammen.
Als mein Vater von meinem Zustand erfuhr brach er weinend zusammen.
Meine Mutter hatte das Gefühl in einem Albtraum zu sein und wartete darauf
aufzuwachen. Meine dreijährige Schwester konnte nicht verstehen, warum das
Baby, auf das sie sich so gefreut hatte, nicht nach Hause kommen konnte. Sie
fühlte die tiefe Trauer unserer Eltern, die sie vollkommen verwirrte. Sie
fühlte sich alleine gelassen.
Ich wurde, wieder per
Hubschrauber, in die Intensiv-Kinderklinik der Heimatstadt meiner Eltern
geflogen um dort meine Erdentage zu verbringen und meine Eltern und meine
Schwester stark zu machen.
Jeder von ihnen würde seine
ganz persöhnlichen Lernerfahrungen durch unsere gemeinsame Zeit ziehen. So war
es vorgesehen.
In der Zeit die dann folgte
hatten meine Eltern die Möglichkeit mich näher kennen zu lernen, denn bisher
hatten wir ja nicht viel Zeit miteinander verbringen können.
Da ich an ein Beatmungsgerät
angeschlossen war, eine Magensonde hatte und noch andere diverse Überwachsgeräte
meine körperlichen Zustand beobachteten, entschlossen sich meine Eltern mich so
meiner Schwester nicht zu zeigen. Sie befürchteten, dass sie der Anblick
schockieren würde.
Meine Eltern genossen die
Zeit, die wir miteinander verbrachten. Sie streichelten mich und redeten mit
mir. Gerne hätte ich ihnen gesagt:
"Seid nicht traurig. So
wie es ist, ist es gut und richtig."
Ich schenkte ihnen die
Liebe, die auch weiterhin von der Quelle durch mich zu ihnen floss.
Es kam der Tag, an dem ich
heimgehen konnte. Zurück zur Quelle.
Ich war 5 1/2 Wochen alt.
Meine Eltern waren bei mir.
Meine Mutter hielt mich im Arm und streichelte mich.
Kurz bevor mein Herz
aufhörte zu schlagen öffente ich noch einmal die Augen. Ich verabschiedete mich
dankbar von diesen beiden wundervollen Menschen mit all meiner Liebe und kehrte
dorthin zurück, wo alles eins ist.
Meine Eltern und meine
Schwester, jeder von ihnen ging anschließend auf die für sie stimmige Weise mit
der Trauer um.
Es brauchte Zeit bis jeder
von ihnen für sich das ganz persönlich Geschenk erkennen konnte, welches ich
ihnen gemacht habe.
Wenn ihr mich vermisst, ihr
Lieben - ich bin immer bei euch.
In euren Herzen brennt die
Flamme meiner Liebe. Auf ewig.
Und - liebe Schwester - die
vielen Bilder, die du damals für mich gemalt hast - ich habe sie alle gesehen.
Und auch wenn wir uns nicht persönlich begegnet sind, so war ich doch immer bei
dir und bin es noch.
Ich danke euch für eure
Liebe und die Bereitschaft für dieses gemeinsame Erleben.
Ó 01/2018 Karin Alana Cimander
Bildquelle: pixabay
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