Mittwoch, 20. Dezember 2017

Die Kraft der Gedanken - eine wahre Geschichte

Schneeflocken stoben im Wind und fielen auf den Gehsteig, wo sie kurz darauf schmolzen und sich in Matsch verwandelten.
Aus dunklen, tiefhängenden Wolken hatte es an diesem Januartag immer wieder gescheit und alles in dunkles, tristen Grau gehüllt.
Kerstin ging mit gesenktem Kopf die Straße entlang. Sie war auf dem Weg nach Hause.
Wieder einmal dachte sie an Bianca und ein ziehender Schmerz breitete sich in ihrer Brust aus. Tränen traten in ihre Augen und sie schluckte.

Bianca und sie waren acht Jahre ein Paar gewesen. Ihre Coming Outs hatten ihre bisherigen Leben komplett verändert. Es war eine Zeit voller Herausvorderungen, Zweifel und Ängste gewesen, aber auch eine Zeit voll unbeschreiblicher Liebe und Nähe, die ihnen machmal überirdisch erschien. Eine tiefe Verbundenheit, der es oft keiner Worte bedurfte, ein Gefühl des Einsseins.

Vor neuen Monaten jedoch, hatte sich Bianca von Kerstin getrennt.
Dieses intensive Gefühl des Verbundenseins hatte sie plötzlich geängstigt. Sie hatte das Gefühl gehabt sich in dieser Liebe zu verlieren, nicht mehr Herr über sich selbst zu sein. Und so war sie gegangen.
Für Kerstin war eine Welt zusammen gebrochen.
Sie wollte mit dieser Frau alt werden, und nun ...

Wenn ich jetzt einen Unfall hätte, dachte sie, vielleicht würde Bianca dann ins Krankenhaus kommen und alles wäre wieder gut.
Es gab ja genug Filme mit derartigen Happy Ends.

Doch kaum, dass sie diesen Gedanken gefasst hatte, verwarf sie ihn blitzschnell wieder,  denn - sie wusste, dass Gedanken Realität erschufen!
Ihr war bewusst, dass Gedanken machtvolle Werkzeuge sind.
"Nee, das lassen wir mal lieber," murmelte sie vor sich hin und wandte ihre Schritte in Richtung einer großen Straßenkreuzung.

Die Fußgängerampel zeigt rot und Kerstin betrachtete den fließenden Verkehr. Auf der Straße hatte sich der Schnee in eine unansehnliche, graue Matsche verwandelt, die die Reifen der Autos immer wieder aufwirbelten.

Die Fußgängerampel sprang von Rot auf Grün. Kerstin zögerte kurz, schaute, wohin sie den ersten Schritt setzen sollte, denn sie wollte nicht ausrutschen.
Als sie den Fuß hob um die Straße zu betreten, passierte es:
Ein VW Beatle kam angerast, überfuhr das Rotlicht und raste an Kerstin vorbei.

Schockiert schaute diese dem Auto nach und überquerte dann, wie in Trance, die Straße.
Ihre Gedanken bezüglich des Unfalls fielen ihr ein und sie schluckte hart.
Sie hatte sich fast einen Unfall manifestiert.
Nach ein paar Schritten schaute sie sich, innerlich noch immer vollen aufgewühlt, noch einmal um.
Das, was sie sah, ließ ihr den Atem stocken.
Die Autos warteten immer noch an der roten Ampel.
In dem zweiten Auto saß - Bianca!
Sie wäre, wenn Kerstin vom Auto erfasst worden wäre, dort gewesen!

Ein kalter Schauer lief über Kerstins Rücken.
"Boah", stieß sie hervor.
"Ja, unsere Gedanken erschaffen wirklich unsere Realität. Wir sind die Schöpfer unserer Existenz und dürfen uns dessen immer wieder bewusst sein.", sagte sie, aus tiefster Überzeugung. "Ich darf das echt intensiv verinnerlichen."


Anmerkung: Dies ist eine wahre Geschichte, die sich am 13.01.2005 genauso ereignete. Lediglich die Namen wurden geändert.


Ó 12/2017
Bildquelle: pixabay.com


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Samuel der Sternenputzer